1. August 2022, 15:53

Wege für die Natur

Machen sich stark für die ökologische Aufwertung der Energietrassen in Flussnähe und damit für mehr Artenvielfalt in der Region: Matthias Fink, Leiter Netzdienste und Technologie (LEW Verteilnetz), Katja Müller, Bürgermeisterin von Lauingen, Andreas Hurler, Leiter Instandhaltung Bau (LEW Wasserkraft). Bild: Thorsten Franzisi/LEW
Neues Projekt von LEW Verteilnetz soll Hochspannungstrassen an Flüssen in grüne Korridore verwandeln. Musterstrecke entsteht in Lauingen.

Bei der Pflege und dem Unterhalt von Hochspannungstrassen setzt LEW Verteilnetz gemeinsam mit Partnern in Zukunft auf ein ökologisches Trassenmanagement. Damit sollen Eingriffe in die Natur minimiert werden und wertvolle Habitate entstehen. Für Stromtrassen an Flüssen plant der Netzbetreiber ein Projekt, das aus Mitteln des LIFE-Programms der EU finanziert werden soll. Die erste Musterstrecke wird an einer Trasse entlang der Donau in Lauingen realisiert.
Trassen unter Hochspannungsleitungen müssen fortlaufend gepflegt werden, damit die Leitungen frei von Bewuchs bleiben und die sichere Stromübertragung zum Verbraucher gewährleistet ist. „ECM-Danube“ (Ecological Corridor Management in the Catchment area of the Danube) ist der Name eines ambitionierten Projekts, das entlang der Donau die Flächen unter Hochspannungstrassen ökologisch aufwerten will. Dort sollen in Zukunft wertvolle Schlüsselhabitate im sensiblen Schutzgebiet des Auwaldes entstehen. Der notwendige Unterhalt der Trassen wird genutzt, um ökologische Lebensräume zu entwickeln, die ohne regelmäßiges Management kaum noch entstehen können.
„Trassen als grüne Korridore zu nutzen ist ideal, um den Fluss und die Auenlandschaft wieder als Einheit zu verstehen und dementsprechend zu renaturieren“, so Matthias Fink, Leiter Netzdienste und Technologie bei LEW Verteilnetz. „Unsere geplanten Renaturierungsmaßnahmen werden in den ausgewählten Auwäldern die biologische Vielfalt von Pflanzen und Tieren deutlich verbessern und die Menschen für natürliche Lebensräume sensibilisieren“.

Gemeinschaftliches Handeln gefragt

Projektpartner ist das Aueninstitut Neuburg, bei dem die wissenschaftliche Begleitung liegt. Als Projektträger fungiert LEW Wasserkraft, die bereits große EU-Naturschutzprojekte an Iller und Donau erfolgreich durchgeführt hat. Das Projekt ist länderübergreifend angelegt. Nicht nur Flussabschnitte in Deutschland, sondern auch in Österreich, in Ungarn und in Rumänien sollen in das ECM Danube Projekt mit einbezogen werden. Insgesamt sind rund 20 Standorte geplant. Das Konzept sieht vor, 100 Hektar Fläche unter 55 Kilometern Hochspannungsleitungen zu renaturieren. Neben der Trasse in Lauingen könnten im Netzgebiet von LEW Verteilnetz weitere Flächen in Leipheim, Gundelfingen, Rain, Aichach, Gersthofen und Augsburg von der ökologischen Aufwertung profitieren.
Damit das gelingt, braucht es starke Partner: kooperierende Kommunen, Grundbesitzer sowie das Knowhow und die Unterstützung von Naturschutzbehörden und -verbänden. Die Musterstrecke wird von der Stadt Lauingen unterstützt.

„Die Stadt Lauingen begrüßt das Projekt außerordentlich und wir freuen uns, dass unsere Grundstücke als Musterstrecke Teil des geplanten Projekts sind. Um die ökologischen Veränderungen durch die Renaturierung und damit den Erfolg der Maßnahmen beurteilen zu können, ist ein 5-jähriges Monitoring-Programm vorgesehen. Für die nachhaltige Ausrichtung unserer Stadt ist das ein weiterer wichtiger Baustein“, so Lauingens Bürgermeisterin Katja Müller.
„Mit dem Projekt haben wir die Möglichkeit, die Situation in den Auwäldern entlang der europäischen Donau weiter zu verbessern – auch und besonders im Bereich der Stromtrassen. Das Aueninstitut Neuburg kann auf umfangreiche Erfahrungen zurückgreifen und arbeitet seit Jahren mit anderen wissenschaftlichen Institutionen entlang der gesamten Donau zusammen. Diese Vernetzung bringen wir gerne in das Projekt ein, um es gemeinsam zum Erfolg zu führen“, sagt Bernd Cyffka, Leiter des Aueninstituts Neuburg.

Das Projekt geht als sogenanntes LIFE-Natur-Projekt jetzt in die Antragsphase; eine Entscheidung der EU über die Förderung fällt voraussichtlich im Frühjahr 2023. Im Rahmen des Projekts soll darüber hinaus ein digitales Management der Flächen entstehen. Damit wird ein gezieltes Eingreifen und der Unterhalt der wertvollen Flächen für die Dienstleister langfristig vereinfacht. Die komplexen Anforderungen der Lebensräume können so auch langfristig sehr viel besser kommuniziert und angepasst werden. (pm)